Das Konzept des echt-integrativen Lehrens und Lernens im Fachbereich Gesellschaftslehre
Ausgangslage war zu Projektbeginn (und ist bis heute), dass das Schulfach Gesellschaftslehre in Nordrhein-Westfalen und zwölf anderen Bundesländern an Haupt- und Gesamtschulen unterrichtet wird und dort die drei Fächer Geographie, Geschichte und Sozialwissenschaften bzw. Wirtschaft-Politik integriert. Es wird i.d.R. von einer Lehrkraft unterrichtet, die eines der Fächer studiert hat, sodass die zwei anderen Disziplinen ‚fachfremd‘ unterrichtet werden müssen. Die Herausforderung des Unterrichtens besteht darin, die Fächerperspektiven wissenschafts- und schüler*innenorientiert echt-integrativ zu verbinden, ohne dass Spezifika der einzelnen Fachperspektiven verloren gehen. Diese anspruchsvolle Aufgabe fand bislang in der universitären Lehrer*innenbildung deutschlandweit kaum eine Entsprechung.
Auch an der UzK bestand vor der Entstehung des Social Lab nahezu keine Zusammenarbeit zwischen den an unterschiedlichen Fakultäten verorteten Disziplinen. Dabei bietet ein integriertes Fach Gesellschaftslehre großes Potential für die Bearbeitung gesellschaftlicher Gegenwarts- und Zukunftsaufgaben, was sich in Bildungskonzepten wie Globales Lernen, Bildung für nachhaltige Entwicklung, inklusive Bildung und Bildung für die digitale Welt spiegelt. Diese gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen sind komplex – und bedürfen einer multiperspektivischen unterrichtlichen Bearbeitung, der gerade ein fachbezogenes und echt-integratives Lernen im Fach Gesellschaftslehre gerecht werden kann.
Den Ansatz echt-integrativen Lernens zu berücksichtigen, weiterzuentwickeln und nachhaltig in Lehre und Forschung zu verankern war das zentrale Anliegen der Competence Labs (Social Lab). Der Ansatz weist deutliche Bezüge zum Leitbild der Universität zu Köln auf: In ihm sind unter anderem Wissenschaftsorientierung, Interdisziplinarität, Bildungsgerechtigkeit und Inklusion sowie gesellschaftliche Verantwortung durch Dialog und Transfer festgeschrieben.
Die drei Säulen des Konzepts
In dem Konzept des echt-integrativen Lehrens und Lernens im Fachbereich Gesellschaftslehre wird mit drei zentralen Säulen das Ziel verfolgt, die Studierenden zur Gestaltung eines echt-integrativen und fachbezogenen Unterrichts im Lernbereich Gesellschaftslehre zu befähigen.
Eine Säule stellte das Partner*innennetzwerk der Fächer Geographie, Geschichte und Sozialwissenschaften dar – es fördert die interdisziplinäre Kooperation und Ko-Kreation der drei Fächer über die Fakultätsgrenzen hinweg.
In der zweiten Säule werden die Studierenden durch praxisnahe interdisziplinäre Seminare, Berufsfeldpraktika und digitale Lehr-Lernformate zur eigenständigen Gestaltung eines echt-integrativen Gesellschaftslehreunterricht „empowert“. Diese werden in Zusammenarbeit mit einem städtischen sowie universitären Netzwerk entwickelt und mit Praxispartner*innen wie z.B. der Inklusiven Universitätsschule (IUS) durchgeführt.
Diese städtischen Netzwerke sind zentral für den Lernbereich Gesellschaftslehre und bilden die dritte Säule des Konzeptes ab. Hier steht die Zusammenarbeit mit Akteur*innen der Stadtgesellschaft und die Ausweitung des wechselseitigen Transfers im Vordergrund.
Wirkung und Nachhaltigkeit
Als bereits gelebtes Konzept entfaltet es eine Strahlkraft, von der die gesamte Lehrer*innenbildung der UzK profitiert. Dieses Konzept benötigt eine stärkere strukturelle Verankerung, um sowohl die potentiellen Skalierungseffekte einer strukturellen Partner*innenschaft zwischen Schule und Universität zu nutzen als auch um das Alleinstellungsmerkmal eines echt-integrativen Gesellschaftslehreunterrichts mit dem engen Theorie-Praxis-Bezug als Alleinstellungsmerkmal der UzK hervorzuheben.
Vor allem die Nähe zur Schule im Bereich des Theorie-Praxisbezugs und damit im universitären Leistungsbereich Transfer ist zusammenfassend besonders hervorzuheben und sollte im Sinne einer zukunftsgerichteten Lehrer*innenbildung weiter ausgebaut werden. Die Struktur Lehrer*innenbildung der UzK hat mit den Heliosschulen einen Innovationshub, der auch an andere Schulen der Ausbildungsregion wirkt. Durch eine strukturell verankerte Nähe von Schule und UzK und einer konzeptuell gefütterten Zusammenarbeit können vielseitige Transferpotentiale fächerübergreifend ausgeschöpft werden: praxisbezogene Seminarformate, Curriculumsentwicklung oder die Schulentwicklung stellen hierfür Beispiele dar.