Begleitforschung: Erhebung von Einstellungen und Wissen zu Forschung
Begleitend zu den Forschungsklassen fanden Evaluationen und Begleitforschung statt. Im Fokus stand die Untersuchung, die die Erfassung der Einstellungen der Teilnehmer*innen zu (fachdidaktischer) Forschung und den Nachweis möglicher Effekte der Teilnahme an den Forschungsklassen auf diese Einstellungen zum Ziel hat. Die Fragestellungen dazu waren:
- Welche Einstellungen und Vorstellungen über Forschung und fachdidaktische Forschung haben die Teilnehmer*innen der Forschungsklassen zu Beginn und am Ende des Seminars im ersten Semester der Forschungsklasse?
- Welches Verständnis vom Forschungsprozess haben die Teilnehmer*innen?
Um diese Fragen beantworten zu können, erläuterten die Teilnehmer*innen schriftlich nach Art des Freewritings (von Werder 2002) ihre Erfahrungen mit Forschung im Studium und beschrieben die Charakteristika von Forschung allgemein (Erhebung A) und fachdidaktischer Forschung (Erhebung B) im Besonderen. Das Freewriting ermöglicht durch das ungefilterte Aufschreiben den Zugriff auf implizite, kognitive Strukturen wie Vorstellungen und Überzeugungen. Die entstandenen Texte wurden mit der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2000) mit einem deduktiven und einem induktiv entwickelten Kategoriensystem ausgewertet.
Die hier dargestellten Ergebnisse beziehen sich auf die Erhebung A. Der Prompt für das Freewriting lautete:
- Was bedeutet „Forschung“ für mich?
- … In welchen Situationen hatte ich bisher das Gefühl, richtig zu forschen?
- … Was hat dieses Gefühl ausgelöst?
- … Welche Tätigkeiten verbinde ich damit?
Die Darstellung beschränkt sich auf die Ergebnisse zweier Kodierungssysteme. Als Beispiel für ein niedrig inferentes Kodierungssystem wurden die Resultate der Auswertung der Antworten auf die Frage nach der Situation aufgeführt. Das System wurde deduktiv vorformuliert und nach einem ersten Durchgang induktiv erweitert. Als Beispiel für ein mittel inferentes Kodierungssystem wurd die Auswertung der Texte auf die genannten Elemente des Forschungsprozesses vorgestellt. Auch dieses Kodierungssystem wurde in Anlehnung an einführende Methodenwerke (Flick (2016), Döring & Bortz(2006)) deduktiv vorformuliert und induktiv überarbeitet.
Erste Ergebnisse
Die Ergebnisse haben den Charakter einer Vorstudie, in deren Rahmen Auswertungszugänge entwickelt und erprobt werden. Für die Frage nach den Situationen liegen die Auswertungen von 42 Teilnehmer*innen aus drei Kohorten der Forschungsklasse vor. Ausgewertet wurden nur solche Datensätze, die für die Prä- und die Post-Erhebung vollständig vorliegen. Die Hälfte dieser Teilnehmer*innen nennt das Praxissemester und/oder das dazugehörte Studienprojekt als Situation, in der Forschung erlebt wurde. An zweiter Stelle liegt die Nennung der BA-Arbeit (s.Abb. 2). Nach Abschluss des Seminars der Forschungsklasse geben acht Teilnehmer*innen an, die Forschungsklasse als Forschung erlebt zu haben.
Für die Teilnehmer*innen von zwei Kohorten (n = 31) liegen Auswertungen zu den genannten Elementen des Forschungsprozesses vor (s. Abb.). Es fällt auf, dass in der Prä-Erhebung zu Beginn des Seminars das Vorhandensein einer Fragestellung/Hypothese eher postuliert und weniger die Entwicklung aus dem Forschungsfeld thematisiert wurde. In der Post-Erhebung zum Ende des Seminars hat sich das etwas verschoben. Hier ist vor allem die Beschäftigung mit dem theoretischen Hintergrund deutlich häufiger angesprochen worden. Sowohl in der Prä- als auch in der Post-Erhebung fokussieren die Teilnehmer*innen sehr stark auf den Umgang mit empirischen Daten. Die Reflexion und das kritische Hinterfragen des Vorgehens sowie Rückbindung an die Theorie wird nur wenig angesprochen. Der Austausch als Element des Forschungsprozesses wird fast nur in der Post-Erhebung genannt.