Nachwuchsförderung durch Forschungsklassen
An der Universität zu Köln wurden seit dem WiSe 2016/17 im Rahmen der „Zukunftsstrategie Lehrer*innenbildung“ Forschungsklassen angeboten. Sie richteten sich an Studierende im Master of Education, die an fachdidaktischer und bildungswissenschaftlicher Forschung interessiert sind und boten den Teilnehmer*innen die Möglichkeit, sich bereits vor Abschluss des Masterstudiums gezielt forschungsorientiert zu qualifizieren. Die Teilnahme war freiwillig und wurde nicht benotet. Die Forschungsklassen dauerten zwei Semester und bestanden aus fünf verschiedenen Elementen (s. Abb.). Die Forschungsklassen knüpften inhaltlich an die Idee des forschenden Lernens an, wobei der Fokus auf dem „Forschen üben“ und „Selbst forschen“ lag (vgl. Reinmann 2014), während davon ausgegangen wurde, dass die Studierenden über die verpflichtenden forschungsorientierten Module im Studium bereits über ausreichende theoretische Kenntnisse zum Forschungsprozess verfügen.
Didaktische Konzeption der Forschungsklassen
In den letzten Jahren wurden die forschungsbezogenen Kompetenzen von Lehramtsstudierenden verstärkt in den Blick genommen (vgl. König 2015). Bestandteil dieser Kompetenz sind auch die forschungsbezogenen Einstellungen der Studierenden (vgl. Reusser & Pauli 2014). In ihrer didaktisch-methodischen Ausrichtung knüpfen die Forschungsklassen daher an die Explikation und Modifikation vorhandener Einstellungen und Überzeugungen im Sinne handlungssteuernder kognitiver Konstrukte (vgl. Jones & Carter 2006, Wahl 2013) an. Die Arbeiten zu „threshold concepts“ die von Promovierenden im Verlauf ihrer Promotion überwunden werden müssen (Kiley & Wisker 2009), sowie die „Decoding the Disciplines“ (Middendorf & Pace 2004) deuten darauf hin, dass die Navigationsprozesse vom Interesse zur Forschungsfrage für Studierende bzw. Nachwuchsforscher*innen herausfordernd sind, das dazugehörende Wissen aber in der Regel nur implizit vermittelt wird. Darüber hinaus zeigen Studien zur Berufswahlmotivation und Vocational Interests, dass Lehramtsstudierende weniger forschungsorientierte Interessen zu Studienbeginn aufweisen als Studierende vergleichbarer Fächer mit anderen Abschlusszielen (z.B. Roloff Henoch et al. 2015). In den Forschungsklassen wurde daher der Fokus auf reflexive Elemente zur Explikation von Überzeugungen und die Vermittlung von Strategien zur Entwicklung einer Forschungsfrage und Navigation des Forschungsprozesses gelegt.
Zielsetzungen der Forschungsklassen
Der Konzeption der Forschungsklassen lagen zusammengefasst mehrere, aus der Literatur abgeleitete Annahmen über Lehramtsstudierende zugrunde:
- Sie sehen wenig Bezug von (fachdidaktischer & bildungswissenschaftlicher) Forschung zum Lehrerberuf. Damit einher geht, dass sie einer Promotion wenig Relevanz für den eigenen Berufsweg zumessen.
- Sie verfügen insular über Methodenwissen, dieses Wissen ist aber nur begrenzt anwendungsfähig.
- Sie haben Forschung bislang nur vereinzelt im Studium kennengelernt. Ihre „threshold concepts“ bzgl. eigenständiger Forschung werden nicht addressiert und können daher auch nicht überwunden werden.
Die Forschungsklassen strebten daher an:
- Die Forschungskompetenzen der Lehramtstudierenden zu erhöhen.
- Ihre Einstellungen zum Forschen dahingehend zu beeinflussen, dass (fachdidaktische & bildungswissenschaftliche) Forschung als relevant für den Lehrerberuf angesehen wird.
- Einstellungen als „treshold concepts“ zu identifizieren und die Studierenden bei ihrer Überwinden zu unterstützen.
Teilnehmer*innenstruktur der Forschungsklassen
Die Teilnehmer*innen der Forschungsklassen spiegeln die Verteilung der Studierenden auf die verschiedenen Schulformen wieder. Seit Beginn der Forschungsklassen haben 77 Studierende an dem Programm teilgenommen und entweder das erste Semester oder die komplette Forschungsklasse abgeschlossen.